Wenn Glaubwürdigkeit verloren geht Pfarrer i.R. Schwandt und MdL Reinhold Gall referierten bei der AG 60plus

Veröffentlicht am 26.04.2011 in Arbeitsgemeinschaften

"Es war früher nicht besser", meinte einführend Pfarrer i.R. Friedrich Schwand einleitend bei seinem Referat "Verlust der Glaubwürdigkeit" beim Arbeitskreis 60plus de SPD-Kreisverbands Heilbronn-Land in der SPD-Regionalgeschäftsstelle Heilbronn. Deswegen sei es nicht neu, wenngleich ernüchternd, beschämend und enttäuschend, wenn festzustellen sei, wie in Politik und Gesellschaft , im Sport, in der Banken- und Finanzwelt und nicht zuletzt in der Kirche Glaubwürdigkeit verloren gehe.

Der Mensch sei wohl nicht von Natur aus gut, was man in der Kirche mit dem Begriff Erbsünde umschrieben habe. Deswegen auch schon die Zehn Gebote. Schon immer habe der Mensch im gesellschaftlichen Zusammenhalt Gebote, Regeln und Gesetze benötigt, machte Schwandt deutlich und machte einen kurzen Streifzug durch die Geschichte mit Betonung des Moral- und Sittenverfalls: "Zu allen Zeiten anfallig für die Verführungen von Macht, Geld und Sexualität und den sich daraus ergebenden Gefahren für die eigene Glaubwürdigkeit." Besonders Kriegszeiten seien in diesem Sinne immer verheerend.

Schwandt hob hervor, das früher zumindest auf dem Lande die soziale Kontrolle Auswüchse in Grenzen hielt, während heute in der Anonymität Individualismus und Freiheit ungehemmter ausgelebt werden könne. Vielfach sei ein Rückzug ins Privat festzustellen, eine Abkehr von der Verantwortung für die Allgemeinheit. Auch zeige sich mitunter eine Abnahme des Unrechtsbewusstseins, zum Teil bedingt durch schlechte Lebensbedingungen wie Arbeitslosigkeit und Verwahrlosung, wobei sich oft ein Wechselverhältnis von Täter und Opfer zeige.

Wichtig sei, dass man im Alltag - in der Familie, etwa auch beim Einkaufen oder beim Arztbesuch - der Glaubwürdigkeit der Akteure vertrauen könne. In seinen mit humorigen Einlagen gewürzten Ausführungen warnte Schwandt allerdings auch vor Pauschal- und Vorurteilen, aber auch vor Verzagtheit und unterstrich, dass Glaubwürdigkeit nicht in Sturheit ausarte sollte, wenn man neuere Erkenntnisse negiere, um seine vermeintliche Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen.

Da kam man in der regen Diskussion schnell auf das aktuelle landespolitische Thema Stuttgart 21, wobei von Teilnehmern den SPD-Landespolitikern geraten wurde, ihre legalen Entscheidungen pro Stuttgart 21 unter dem Aspekt neuer Erkenntnisse und Informationen neu zu überdenken.

Und da passte es gut, das Landtagsabgeordneter Reinhold Gall unmittelbar aus den Koalitionsverhandlungen zu der Veranstaltung stieß und aktuell Bescheid geben konnte: "Solche Verhandlungen führen nicht zur Euphorie", erklärte Gall, der fünf von 25 Arbeitsgruppen leitet. Er beklagte, dass es bei den Grünen sehr unterschiedliche Charaktere mit spezifischen Einzelinteressen und wenig Interesse an Schul- und sozialen Fragen zu finden seien.
"Parteitagsbeschlüsse sind nun mal was anderes als Regierungshandeln", konstatierte der erfahrene Kommunal- und Landespolitiker und wies auf sich konterkarierende Ziele hin (etwa Direktwahl von Landräten und Abschaffung der Landkreise). Anstelle einfacher Antworten seien oftmals Kompromisse vonnöten. Auch die direkte Bürgerbeteiligung habe ihre Tücken. Nichtsdestoweniger zeigte sich Gall zuversichtlich, dass am Ende im Koalitionskonzept sich durch alle Politikfelder ein erkennbar "roter Faden" ziehen werde, als Voraussetzung, um im Regierungshandeln manches besser machen zu können.

 

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